Über Kulmasa
Informationen über Ghana und die Gemeinde Kulmasa
Ghana
ist ein Staat in Westafrika, der westlich an die Elfenbeinküste, nördlich an Burkina Faso, östlich an Togo sowie im Süden an den Golf von Guinea als Teil des Atlantischen Ozeans grenzt. Seine Fläche ist fast so groß wie die des Vereinigten Königreichs, mit dessen Geschichte es durch die Kolonialzeit eng verbunden ist. Die Hauptstadt Ghanas ist die Metropole Accra, die zweite Millionenstadt ist Kumasi.
Statistisch verteilen sich die rd. 29.000.000 Einwohner auf rd. 120 Einwohner je qkm der 238.537 qkm Ghanas. (Im Vergleich: In Deutschland 232 je qkm) Accra mit fast 6 Millionen Einwohnern ist die größte Stadt, gefolgt von Kumasi mit 2.900.000.
Das Straßennetz wurde bisher auf über 109.515 Kilometer ausgebaut. Davon sind etwa 13.800 Kilometer asphaltiert, jedoch von unterschiedlicher Qualität und in teilweise erneuerungsbedürftigem Zustand.
Der 1966 fertiggestellte Volta-Stausee ist der größte Binnensee des Landes und bis heute das oberflächengrößte künstliche Gewässer der Erde. Mit dem Bau des Akosombo-Staudamms verfolgte die Nkrumah-Regierung den Plan, die Energieversorgung für die wirtschaftliche Entwicklung und Industrialisierung Ghanas sicherzustellen. Weltwirtschaftlich bedeutend ist Ghana aufgrund seines Rohstoffreichtums. Gold, das der ehemaligen Kolonie auch den Namen „Goldküste“ gab, ist Ghanas wichtigstes Exportgut. Etwa ein Drittel der Exporterlöse und 93 Prozent der Produktion des Bergbausektors hängen mit der Förderung von Gold zusammen. Seit 2010 wird vor der Atlantikküste im Golf auch Erdöl gefördert.
Für den Export bestimmte landwirtschaftliche Güter sind insbesondere Kakao, Zuckerrohr, Kaffee, Tee und Kautschuk. Nach der Elfenbeinküste ist Ghana der zweitgrößte Produzent von Kakao (20 Prozent). Es gibt etwa eine Million Kakaobauern sowie drei Millionen Erntehelfer.
Fisch und Fleisch sind sehr wichtige Bestandteile der kulinarischen Kultur, doch sind sie auf den Märkten nur relativ teuer zu haben. Daher bilden die Basis jeden Essens die sättigenden Kohlenhydratlieferanten wie Reis, Mais, Hirse, Grieß, Maniok, Yams, Süßkartoffeln und Kochbananen.
Landschaft
Ghana ist ein tropisches Land, kennt also keine Jahreszeiten, sondern einen Wechsel zwischen Regen- und Trockenzeit. Nahezu gleich lange Tage und Nächte bestimmen das Leben. Grob lässt sich das Klima in den feuchten Süden mit seinen immergrünen Regenwaldgebieten vom trockeneren Norden mit seiner Baumsavanne, Strauchsavanne und der Grassavanne im nördlichsten Teil unterscheiden.
Naturkatastrophen größeren Ausmaßes sind eher selten. Doch gibt es regelmäßig und zunehmend häufiger Probleme mit den teilweise schweren Regenfällen. Nach der mehrere Monate andauernden Trockenzeit kann der Boden nur langsam wieder Wasser aufnehmen. Die starken tropischen Regenfälle sind von großer Heftigkeit. In den teilweise ausgetrockneten Flussbetten entstehen in kürzester Zeit reißende Fluten. Auch normale Straßen verwandeln sich in Kürze in zwar seichte, aber schnell fließende Flüsse. Häufig werden Menschen gerade in den ersten Wochen der Regenzeit von diesen Wassermassen überrascht, denen kleinere Brücken nicht standhalten. In fast jedem Jahr kommen in den Fluten Menschen ums Leben.
Der Mole-Nationalpark ist ein Nationalpark in Ghana, der 1971 als erstes Tierreservat des Landes gegründet wurde. Mit 4.840 km² ist er der größte Nationalpark Ghanas. Der Mole-Nationalpark liegt im Nordwesten des Landes in der Savannah-Region nahe der Bistumsstadt Damongo.
Kulmasa
Die im Dezember 2015 neu gegründete Pfarrei Kulmasa liegt im Norden Ghanas in der Sahelzone. Sie wurde ausgegliedert aus den Pfarreien Tuna und Kalba. Kulmasa gehört zum Gindabour Subdistrict, der in fünf Zonen unterteilt wird – Gindabour, Bobalanyuro, Nyole, Kulmasa und Kanchen. Diese Region war das Hauptarbeitsgebiet des Afrikamissionars Pater Bernhard Hagen.
Kulmasa grenzt im Süden an Tuna, Kalba im Südwesten und Wa im Norden. Östlich liegt der Mole- Nationalpark. Die Fläche der Pfarrei beträgt ca. 2500 qkm. Zum Vergleich: Die Stadt Hörstel hat eine Fläche von 107,5 qkm mit einer Einwohnerzahl von rd. 21.000 Menschen, der Kreis Steinfurt hat eine Fläche von 1.792 qkm und eine Bevölkerung von rd. 444.500 Personen. In der Pfarrei Kulmasa leben ca. 23.500 Menschen. Auf den qkm kommen damit im dünnbesiedelten Kulmasa knapp 10 Menschen, im Kreis Steinfurt sind es 249. Die Stadtfläche Hörstels passt mehr als 23 mal in die Fläche der Gemeinde Kulmasa!
Straßennetz
Zur Pfarrei Kulmasa gehören 25 Außenstationen, das sind kleinere Dörfer im Hinterland. Durch den Hauptort Kulmasa und drei weitere Dörfer führt die im Nordwesten einzige befestigte Straße Richtung Burkina Faso, die Wa- Bole- Route. Auf der renovierungsbedürftigen Straße sind überwiegend LKW im Transitverkehr zur Versorgung von Burkina Faso unterwegs. Die Dörfer im Hinterland sind nur über Sandpisten erreichbar. In der Regenzeit sind diese Wege oft nicht befahrbar, so dass die Dörfer teils wochenlang nicht erreichbar sind.
Die Menschen in der Region
Amtssprache in Ghana ist Englisch. Die Menschen in der Region Kulmasa sprechen verschiedene Dialekte, wie z.B. Dagaare, Birifor, Mossi und Wala. Die Mehrheit der Menschen in der Diözese Damongo, zu der Kulmasa gehört, sind Anhänger traditioneller afrikanischer Religionen. Weiter gibt es Muslime und Menschen, die zu anderen christlichen Glaubensgemeinschaften gehören. Insgesamt gibt es ein relativ gutes Miteinander der verschiedenen religiösen Gruppen.
Polygamie ist in Ghana weit verbreitet und wird von der soziokulturellen Umgebung stark unterstützt. Ein wesentliches Ziel der Evangelisierung durch die Kirche ist es, Polygamie zu beenden. Sie führt nämlich zu vielen Problemen und Nöten, da sich nicht ausreichend um die Frauen und zahlreichen Kinder gekümmert werden kann. Ein weiteres Problem ist die Verbreitung sexuell übertragbarer Erkrankungen, die nicht unüblich sind.
Wirtschaftliche Merkmale von Kulmasa
Wie der Rest der nördlichen Region Ghanas ist auch Kulmasa unterentwickelt. Es gibt keine Fabriken und keine Industrie. Subsistente Landwirtschaft – das ist weitestgehende Selbstversorgung zur Sicherstellung des Lebensunterhaltes einer Familie – ist die Hauptstütze der Einwohner, und für eine gute Ernte sind sie hauptsächlich auf Regen angewiesen. Das heißt auch, dass die Bauern häufig dem Regen ausgeliefert sind. Kommerzielle Landwirtschaft gibt es praktisch nicht. Ein zusätzliches Problem sind die Fulani- Wanderhirten, deren Rinder oft die mühsam angebauten Kulturen auffressen.
Berufe
Die meisten Menschen arbeiten als Bauern und haben folglich einen sehr niedrigen Lebensstandard. Sie bauen Mais, Mohrenhirse, Hirse, Maniok und Yamswurzeln an. Für eine gute Ernte sind sie vom Regen abhängig. Im Gegensatz zum Süden des Landes, wo es zwei Regenzeiten innerhalb eines Jahres gibt und die Menschen ihre Pflanzen das ganze Jahr über versorgen können, gibt es im Norden nur eine Regenzeit. Wenn der Regen ausbleibt, ist es für die Bauern schwierig, sich überhaupt zu ernähren. Schnell droht dann auch Hunger. Ohne Wasser wächst nichts und dann gibt es auch keine Ernte.
Ein in den letzten Jahren zunehmendes Problem sind in der Regenzeit extreme Wassermassen. Sie beeinträchtigen die Ernte und für die nächste Periode fehlt das Saatgut. Hier macht sich zunehmend der weltweite Klimawandel bemerkbar.
Wohnen
Traditionell wohnen die Menschen in Lehmhäusern mit selbstgefertigten Lehmziegeln. Seit einigen Jahren gibt es vermehrt Häuser mit Wellblechdächern. Die Lehmhäuser haben eine Lebensdauer von ca. 15 Jahren. Seitdem den Steinen beim Herstellen relativ teurer Zement zugefügt wird, verlängert sich die Lebensdauer der Häuser. Durch das Wellblech heizen sich die Häuser mehr auf.
Bildung
Analphabetismus ist ein großes Problem bei den Menschen in Kulmasa. Die meisten Erwachsenen sind Analphabeten. Aufgrund des Einflusses der Kirche erkennen die Eltern zunehmend, wie wichtig es ist, dass ihre Kinder zur Schule gehen. In der Gegend gibt es viele begabte und vielversprechende Kinder, die darauf brennen, zur Schule zu gehen. Nur mit Bildung wird es ihnen möglich sein, ihre Zukunft anders als ihre Eltern zu gestalten.
Für uns kaum vorstellbar, aber in der Region Kulmasa gibt es immer noch tausende von Kindern, die nicht zur Schule gehen. Vor allem in der Trockenzeit, wenn es keine landwirtschaftliche Arbeit gibt, lungern diese Kinder von morgens bis abends herum. Bestrebung der Pfarrei ist es, so viele Kinder wie möglich in die Schule zu bekommen. Die Kinder würden gerne zur Schule kommen, das Problem ist aber vielfach, dass es zu wenige Schulen gibt. Die Regierung versucht, den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. So ist z.B. das Schulgeld bis zum ersten Jahr der Junior High School abgeschafft worden. Manchmal scheitert der erfolgreiche Schulbesuch schon am Mangel an benötigten Arbeitsmaterialien.
In der weiten Fläche gibt es zu wenige Schulen. Die Entfernung zur nächsten Schule beträgt häufig 5 – 15 km. Daher müssen die Kinder bereits etwas älter sein, um diese Distanz zu Fuß zu gehen und mit den möglichen Gefahren umgehen zu können. Viele beenden nicht einmal die Grundschule.
Neben der vorhandenen Grundschule in Kulmasa konnte in 2018 eine Junior High School, das entspricht in etwa unserer Realschule, eröffnet werden. Sternsinger aus Hörstel haben über Jahre für dieses Projekt gesammelt und mit Hilfe des Sternsingerwerkes in Aachen konnte das Projekt dann realisiert werden.
In etlichen Dörfern im Hinterland, im „Busch“, gibt es kleine Schulen. In diesen wird unter uns kaum vorstellbaren Rahmenbedingungen unterrichtet. Teilweise fehlt es komplett an Schulbänken, so dass die Schüler auf dem nackten Boden liegend dem Unterricht folgen müssen. Andere haben ihren Unterricht unter einem großen schattenspendenden Baum. Arbeitsmaterialien wie sie für uns selbstverständlich sind – Fehlanzeige. Öfters gibt es nicht einmal eine Tafel, die man Tafel nennen könnte.
Da die Dörfer so abgelegen sind, ist es schwierig, Lehrpersonen für die Arbeit dort zu finden. Das führt dazu, dass dort sogenannte Hilfslehrer unterrichten. Dies sind öfters Ungelernte oder Studenten, die mit einem zusätzlichen finanziellen Anreiz dort arbeiten. Durch die Partnerschaft mit Hörstel werden inzwischen 18 Lehrkräfte mit einem monatlichen Beitrag von rd. 30 Euro finanziell unterstützt.
Wasser
„Wasser ist Leben“ sagt ein Sprichwort. Die Wasserversorgung ist schwierig. Fließendes Wasser aus zentraler Wasserversorgung gibt es nicht. Es muss nach Wasser gebohrt werden, - teilweise bis zu 80 Meter tief. Jeder im Haushalt benötigte Tropfen Wasser muss von den Pumpstellen teilweise sehr weit in großen Wannen oder Kanistern auf dem Kopf ins Haus getragen werden. Das ist traditionell Mädchen- und Frauenarbeit. Oft müssen Mensch und Tier sich das gleiche Wasserloch teilen.
Krankenstation
An der Hauptstraße gibt es im Nachbarort Gindabour ein zum Staat gehörendes Gesundheitszentrum. Eine kleinere medizinische Station gibt es in Kulmasa. Wenn es jedoch um mehr geht als um Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, leichte Wundversorgung oder Malaria, müssen die Menschen zur Behandlung ins 40 Kilometer entfernte Wa oder nach Bole (ca. 83km) geschickt werden.
Durch die Einrichtung eines „Schlangengiftfonds“ durch uns kann jetzt ein Antidot zur Behandlung nach Schlangenbissen bevorratet werden. So konnten im ersten Jahr bereits 15 Menschenleben gerettet werden.
Kirche
Mit der Gründung der „Pfarrei der Heiligen Familie“ am 27.12.2014 in Kulmasa konnte ein neues Kirchengebäude feierlich eingeweiht werden. Dieser Bau wurde möglich durch eine großherzige Spende einer Frau, die ihr Vermögen der Gemeinde zum Bau der Kirche nach ihrem Tode zur Verfügung gestellt hat. Sicherlich fehlt es weiterhin an finanziellen Mitteln für Kirchenbänke, Tabernakel, Ventilatoren, Lautsprecheranlage etc. Gern würde die Pfarre auch in den Hinterlanddörfern Kapellen bauen, damit die Menschen auch dort häufiger Gottesdienst in einem würdigen Rahmen feiern können.
Katechisten spielen in Verbindung mit der Evangelisierung eine wichtige Rolle. Sie leben mit den Menschen in den Dörfern und sind ein sehr wichtiges Vorbild katholisch christlicher Lebensweise. Sie führen Andachten durch, wenn die Priester nicht da sind. Sie lehren die Katechese und dienen generell als Verbindungsglied zwischen den Christen und den Priestern.
Ein großes Hindernis für die pastorale Arbeit ist der Umstand, dass es in Kulmasa kein Pfarrhaus oder eine Wohnung für den Priester gibt. Wenn die Priester in der Nähe der Menschen leben, sind sie besser in der Lage, sich um die Bedürfnisse der Menschen zu kümmern und sie haben einen größeren Einfluss auf das Leben in der Gemeinde. Aktuell müssen die Priester täglich von Tuna nach Kulmasa (29 km) pendeln. Das ist teuer und auch nicht ungefährlich.
Dank finanzieller Unterstützung aus Rom konnte in 2018 mit dem Bau eines Presbyteriums begonnen werden. Dies ist ein Haus zur Unterbringung der beiden Priester der Pfarrei, eines Gruppenraumes und einer Kapelle zur Feier der täglichen Messe. Leider waren die Mittel schon in der Rohbauphase aufgebraucht. Und seitdem steht die Bauruine dort unvollendet. In 2020 konnte durch verschiedene Spendenwerke der Bau fortgeführt und fertig gestellt werde. Wegen fehlender Möblierung können die Räumlichkeiten aber nicht wirklich genutzt werden.
Textzusammenstellung: Ludger Hinterding